Frauen in der Wissenschaft

Frauen in der Wissenschaft – Wie Frauen unsichtbar gemacht werden

Frauen sind in der Wissenschaft ein eher seltenes Phänomen. Besonders Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik scheinen Männern einfach besser zu liegen. – Das zumindest mag man meinen wenn man einen Blick auf die Berichterstattung und Auszeichnungen wirft. Doch sind Frauen wirklich so rar in der Wissenschaft? Die Antwort lautet Nein.

Der Matilda-Effekt

Frauen sind, und waren schon immer, in der Forschung vertreten und haben viele bahnbrechende Entdeckungen gemacht, nur wurden für diese meist nur ihre männlichen Kollegen geehrt und ausgezeichnet. Diese systematische Diskriminierung nennt man den „Matilda-Effekt“. Matilda Joslyn Gage ist die Namensgeberin dieses Phänomens, da sie es Ende des 19. Jahrhunderts als erste beschrieb.

Die damals weit verbreitete Idee, dass Frauen weder erfinderischen Drang, noch wissenschaftliches Talent besäßen, verurteilte sie unter anderem auch in ihrem 1870 veröffentlichten Pamphlet „Woman as Inventor“- Frauen als Erfinderinnen. Auch, dass das Problem nicht bei den Frauen liegt hat sie erkannt. „Denn es waren nicht die Frauen, die sich weiterentwickeln müssten, um ihren gleichberechtigten Platz einzunehmen und etwas zur Kultur beizutragen, sondern das Patriarchat.“

Der steinige Weg der Frauen in die Wissenschaft

Lange Zeit war es Frauen nicht möglich in der Wissenschaft aufzutreten, sie wurden nicht anerkannt und bekamen nur Assistenzstellen oder arbeiteten als Sekretärin, dazu fielen die Care- und Haushaltsarbeiten die fast ausschließlich von Frauen übernommen wurde. Einige Frauen haben es trotzdem geschafft in der Wissenschaft tätig zu sein, diese mussten sich ihre Stellung jedoch um einiges härter erarbeiten als ihre männlichen Kollegen. Oft war es auch so, dass Frauen gemeinsam mit ihren Familienmitgliedern und Ehemännern zusammenarbeiteten, sofern diese auch in der Wissenschaft tätig waren. Dort übernahmen sie große Aufgaben und trugen viel zur Forschung bei, jedoch wurden sie nie gewürdigt denn der gesamte Erfolg wurde den Männern zugeschrieben.

Lise Meitner – 49 Nobelpreisnominierungen, 0 Nobelpreise

Lise Meitner ist eine dieser Frauen. Sie spielte eine wichtige Rolle bei der Entdeckung der Kernspaltung und wurde für 49 Nobelpreise nominiert. Bekommen hat sie jedoch keinen einzigen. Ihr Kollege Otto Hahn aber wurde mit diesem ausgezeichnet. Meitner befand sich zu dieser Zeit im Exil.

Als Frau in der Physik war Lise Meitner eine absolute Rarität. Sie studierte in Wien und führte ihre Forschungen später im preußischen Berlin weiter. Dort am Institut waren Frauen jedoch so ungern gesehen, dass sie einen separaten Eingang nutzen musste und die Toiletten eines nahestehenden Restaurants aufsuchen musste. Das eigentliche Labor des Instituts durfte sie nicht betreten.Doch Meitner ist nicht die einzige Frau. Sie ist eine von vielen.

Ihr großes Vorbild Marie Curie, eine Frau die sogar für ihre Forschung ausgezeichnet wurde. Doch nicht jede hatte das Glück anerkannt zu werden. Die Astrophysikerin Jocelyn Bell Burnell entdeckte 1967 pulsierende Radioquellen eines Neutronensterns. Den Nobelpreis für Physik im Jahr 1974 bekam ihr Vater Anthony Hewish der gemeinsam mit ihr forschte. Auch Esther Lederberg, eine Mikrobiologin die sich mit wichtigen Forschungen zur genetischen Rekombination und bakteriellem Erbgut befasste, saß bei der Nobelpreisvergabe 1958 nur im Publikum. Den Nobelpreis für Medizin gewannen ihr Mann Joshua Lederberg und seine Kollegen Wells Beadle und Edward Tatum.

Woher kommt die Ungleichbehandlung? Wie werden wir sie los?

Einen Grund für die ungerechte Behandlung zu finden ist nicht leicht. Jedoch mag das fehlerhafte Verständnis von Wissenschaft einer von vielen Anhaltspunkten sein. Denn Wissenschaft wird über Generationen weitergegeben und ausgearbeitet. Große Entdeckungen werden jedoch häufig nur einem oder kleinen Gruppen von, fast ausschließlich, Männern zugeschrieben. Dieses Phänomen wird als Great-Man-Theory bezeichnet.

Trotz vieler Fortschritte bei der Geschlechtergerechtigkeit in der Forschung ist das Bild vom weißen Mann als Wissenschaftler noch sehr gesellschaftlich eingeprägt. Dies führt zu unbewussten Vorurteilen und dazu, dass die Arbeit männlicher Wissenschaftler ernster genommen wird. Männer werden also öfter zitiert oder zu Vorlesungen eingeladen. Dies lässt die Frauen der Forschung unsichtbar werden. Damit Frauen motiviert werden sich weiterhin in der Wissenschaft zu behaupten müssen wir uns dafür einsetzen dass Wissenschaftlerinnen sichtbarer werden. Dafür müssen einerseits die Frauen der Vergangenheit gewürdigt und ein stärkeres Bewusstsein für die Ungleichheit der Geschlechter in der Forschung entwickelt werden. Wenn mehr Frauen gelesen werden, werden diese auch mehr zitiert. Doch auch Frauen selbst müssen eigene Lese- und Zitiergewohnheiten kritisch hinterfragen. Junge Frauen müssen sehen, dass es vor ihnen schon tausende Frauen gab die wissenschaftliche Leistungen und erstaunliche Entdeckungen gemacht haben. Nur so wird sich auch ein Bild von weiblichen Wissenschaftlerinnen in der Gesellschaft etablieren und normalisieren.

Um dies zu erreichen haben sich in den vergangenen Jahren einige Organisationen gebildet. Eine davon ist die lostwomenofscience.org die leitende Produzentin des Podcastprojekts, Katie Hafner, setzt sich dafür eine, dass Frauen die Anerkennung bekommen die sie verdienen und nicht nur mit einer Fußnote für ihre Erfolge ausgezeichnet werden. In der Datenbank von Lost Women of Science finden sich über 100 Frauen die dem Matilda-Effekt zu Opfer gefallen sind. Durch Projekte wie diese kommen wir dem Ziel Frauen in der Forschung sichtbar zu machen immer näher. Gleichzeitig sollen diese Projekte dabei helfen jungen Frauen zu zeigen, dass sie nicht alleine sind und sie motivieren weiter zu Forschen und für ihre Erfolge einzustehen.

Quellen:

https://www.nationalgeographic.de/geschichte-und-kultur/2023/02/diskriminierung-der-matilda-effekt-wie-frauen-in-der-wissenschaft-unsichtbar-werden?utm_source=pocket-newtab-global-de-DE

https://www.fembio.org/biographie.php/frau/biographie/matilda-joslyn-gage/

https://www.zdf.de/nachrichten/panorama/wissenschaft-frauen-terrax-mai-thi-kolumne-100.html

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2024-02-12T15:35:56+01:00

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