„Brandenburg – wir mischen uns ein“: Christine Herntier, Bürgermeisterin von Spremberg

Seit 2014 führt Christine Herntier die Geschicke Sprembergs. Sie ist die vierte Frau, die das Bürgermeisteramt der Stadt in der über 700-jährigen Geschichte übernahm. Christine Herntier ist Diplom-Ingenieurökonomin, war 19 Jahre lang Geschäftsführerin der Spremberger Tuche und gehörte der Kommission „Wachstum, Strukturwandel und Beschäftigung“ an, die die Bundesregierung zum Umgang mit der Braunkohle beraten hat.

 

Frau Herntier, warum sind Sie Bürgermeisterin geworden?

Im Oktober 2013 wurde ich angesprochen und gefragt, ob ich mir vorstellen kann, Bürgermeisterin zu werden. Da ich mich bereits im Jahr 2002 damit beschäftigt hatte, war ich nicht unvorbereitet. Dank meiner Berufserfahrung habe ich mir das zugetraut. Inhaltlich hat mich die Aufgabe gereizt, weil es eine Aufgabe für Generalisten ist, was mir sehr liegt. Als gebürtige Sprembergerin war ich auch mit den aktuellen kommunalen Themen vertraut.

Was denken Sie, war der Grund für Ihre Wähler*innen, Ihnen ihre Stimme zu geben?

Meine berufliche Erfahrung.

Mein Wahlprogramm.

Meine Unabhängigkeit.

Meine Verbundenheit mit meiner Heimatstadt.

Meine Art, auf Menschen zuzugehen.

Warum engagieren Sie sich unabhängig von einer Partei?

Es ist für mich nicht leichter oder schwerer, wenn ich in keiner Partei bin. Auf kommunaler Ebene ist es weniger wichtig, einer Partei anzugehören. Ich möchte sachorientiert entscheiden können.

Wie sieht Ihr typischer Arbeitstag aus?

6 bis 7.30 Uhr E-Mails lesen und beantworten. Danach online Zeitung lesen.  Ab 7.45 Uhr folgen Termine überwiegend im 30-Minuten-Takt, abends dann Gremien- und Aufsichtsratssitzungen. Zirka 60 Wochenstunden sind normal, Arbeitstage mit 14 Stunden und mehr auch.

Was ist wichtig für dieses Amt?

Priorisieren, delegieren, Kommunikation nach innen und außen, Resilienz.

Was denken Sie ist der Grund, warum in Brandenburg nur 9,1 % aller Bürgermeister*innen (Amtsrät*innen, etc.) Frauen sind?

Sehr hohe Arbeitsbelastung, teilweise harte Auseinandersetzungen.

Was müsste sich ändern, damit mehr Frauen in eines dieser Ämter gewählt werden bzw. sich zur Wahl stellen?

Frauen müssen zur Kandidatur ermuntert werden, am besten durch Amtsinhaberinnen.

Setzen Sie andere Prioritäten als Ihre männlichen Kollegen?

Mit Sicherheit. Das hat aber nicht nur etwas damit zu tun, dass ich eine Frau bin. Meine berufliche Erfahrung spielt eine ebenso große Rolle.

Was möchten Sie in Ihrer Gemeinde erreichen?

Es ist mein großes Anliegen, die Stadt Spremberg gut auf den Strukturwandel durch den Kohleausstieg vorzubereiten. Dafür arbeite ich tags und oft auch nachts, und ich mache es sehr gerne!

Das Gespräch führte Mariana Friedrich.
Foto: Stadt Spremberg

 

 


Unsere Blogreihe „Brandenburg – wir mischen uns ein“

Im zweiten Jahr unseres auf fünf Jahre angelegten Projektes „Brandenburg – ich misch’ mich ein: Für mehr Frauen in der Politik“ geht es um die politischen Strukturen. Und wer kennt die besser als diejenigen, die bereits mitmischen? In unserer Blogserie „Brandenburg – wir mischen uns ein“ stellen wir starke Frauen vor, die sich einbringen und mitgestalten. Auf welche Hürden treffen sie dabei? Was hindert Frauen ihrer Meinung nach, sich politisch zu engagieren? Und wo brauchen wir gerade weibliche Perspektiven? Sie verraten es uns.