Politik zum Mitmachen

Andere beteiligen – das ist der Anspruch von Andrea Beger, Bürgermeisterin von Nünchritz im Landkreis Meißen. Dabei diskutiert sie schon mal die Vorteile von Tampon-Spendern gegenüber einem McDonald.

Die Wünsche in ihrer Gemeinde gemeinsam mit der Verwaltung umsetzen – das ist Begers Ziel. Überhaupt, „gemeinsam“, das ist ihr Stichwort. Seit ihrem Amtsantritt 2021 war sie in allen elf Ortsteilen unterwegs, um die Ideen der Leute herauszukitzeln, sie für Mitgestaltung zu interessieren.

„Meine Idee ist, nicht nur Versprechungen zu machen. Ich will Geschaffenes erhalten, realistische Politik betreiben“, erklärt sie. Die ersten Projekte sind schon in die Tat umgesetzt. Sie hat dafür gesorgt, dass der Elbzugang befestigt wird, damit auch Rollstuhlfahrer hier fahren können. Sie hat Fördermittel angeworben, um Kinder und Jugendliche einzubinden. Es gibt neue Bänke und eine Forschungsgruppe zum Thema Kinder- und Jugendbeteiligung.

Zu ihrer Arbeit gehört auch, offen „nein“ zu sagen, wenn Forderungen über das Machbare hinausgehen. So wollte ein Anwohner, dass die Geschwindigkeit in der Straße vor seinem Haus begrenzt wird. Das sei schließlich ihre Aufgabe., „Ich konnte den Wunsch des Mannes verstehen, aber es verstößt eindeutig gegen die Straßenverkehrsordnung und die Rechte anderer. Das wäre schon gesetzlich nicht umsetzbar gewesen“, vermittelt sie ganz klar.

5.450 Einwohnende hat die Gemeinde, Beger ist hier aufgewachsen. „Ich bin gefragt worden, ob ich mich politisch engagieren will“, sagt sie. Und: „Ich hatte immer Unterstützung auf meinem Weg.“

Bei der Vielfalt hapert es

Beger ist dankbar und froh darüber, dass sie in ihrer Heimatgemeinde so umsorgt aufwachsen durfte. Jetzt will sie den Menschen etwas zurückgeben. Denn der Zuspruch, den sie erhalten hat, ist etwas Besonderes. Das fiel ihr besonders in den Netzwerktreffen für Bürgermeisterinnen auf, die Frauen aufs Podium in Sachsen organisiert. Die Treffen sind Teil des landesweiten Modellprojekts Bürgermeisterinnen im Fokus. „Dabei ist mir bewusst geworden, dass Frauen in solchen Ämtern nicht selbstverständlich sind. Und dass ich ein Vorbild für viele junge Mädels bin“, so die 49-Jährige.

Auch in anderen beruflichen Netzwerken ist sie vorwiegend von Männern umgeben. In der Politik zählt für sie aber gerade die Vielfalt: Frauen, Männer, Migrantinnen, junge und alte Menschen. Und an genau dieser Vielfalt fehlt es. „Die Statistik zeigt ja, dass es hier Defizite gibt“, so Beger.

Junge Menschen zu beteiligen, Mädchen genauso wie Jungen, und ihr Interesse an der Politik zu wecken, steht deshalb ganz oben auf ihrer Agenda. Rund 70 Jugendliche setzen sich in einem aktuellen Projekt aktiv für Veränderungen in ihrer Gemeinde ein und entwickeln eigene Ideen.

Begers Ziel ist, den jungen Menschen Erfahrungsräume zu geben und den Sinn für realistische Projekte zu schärfen. Sie möchte ihnen Lust darauf machen, sich zu engagieren. Sie nimmt die Ideen der Jugendlichen ernst, so, wie sie auch selbst ernst genommen wurde. Der McDonald in der Schulmensa ist zwar eher unrealistisch, einen Tampon-Spender in den Schultoiletten unterstützt sie jedoch gerne.

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2024-09-03T10:46:42+02:00

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