Das Paritätsgesetz in Brandenburg stellt alle Parteien vor die Frage: Wie gewinnen wir ausreichend Frauen für unsere Listen, Vorstände und Mandate? Bisher sind die Versuche der Verantwortlichen in den Parteien nicht immer von Erfolg gekrönt. Das können Sie als Verantwortliche tun, um Frauen für eine Kandidatur zu gewinnen …

Aktiv und umfassend ansprechen

Zögern Frauen, dann hilft es, sie nicht nur „am Rande“ und „weil ich Sie gerade treffe“ anzusprechen, sondern ein richtiges Gespräch zu suchen: Vereinbaren Sie einen Termin. Haben Sie gute Argumente parat, warum Sie gerade diese Frau ansprechen. Werben Sie, wenn es sein muss, auch mehrmals.

Zeit geben und offen argumentieren

Frauen überlegen häufig länger als Männer, ob sie die Kandidatur wollen und was das für sie und ihr Umfeld bedeutet. Hier hilft es nicht, die Stadtratstätigkeit zu „beschönigen“. Ja, Stadtratsarbeit ist zeitaufwendig und man wird vor Ort oft angesprochen. Trotzdem ist der Reiz, dass man das Zusammenleben vor Ort gestaltet, Verantwortung für die Kommune übernimmt und Veränderungen zum Nutzen des Gemeinwohls aktiv erlebt.

Zeitfenster organisieren

Frauen sind in der Regel nicht automatisch mit dem „Status Stadträtin“ zu locken.  Bieten Sie eine sinnvolle Tätigkeit im Rahmen der Stadtratsarbeit an, das überzeugt eher. Frauen sind oft auch Sitzungszeiten, Sitzungsdauer und Sitzungsformate zu lang und zu ineffizient. Hahnenkämpfe in Sitzungen interessieren sie nicht. Wenn es Ihnen ernst ist mit mehr Kandidatinnen, organisieren Sie für Wahlkampf und Stadtratssitzungen eine regelmäßige Kinderbetreuung.

Gezielt unterstützen

Frauen haben häufig Vorbehalte gegen öffentliche Auftritte: Die Form der politischen Rhetorik und die Frage nach der öffentlichen Wirkung und Bewertung verunsichern. Die Stereotypen in den Köpfen der Menschen gegenüber politisch aktiven Frauen vor Ort verstärken die Unsicherheit. Es braucht spezifische Unterstützung und Fortbildung für Kandidatinnen. Haben Sie eine Liste parat, auf der die kommunalen Fortbildungsangebote der Parteien, Stiftungen und kommunalpolitischen Vereinigungen stehen. Oder initiieren Sie selbst maßgeschneiderte Workshops. Organisieren Sie Treffen nur für die weiblichen Aspirantinnen.

Netzwerk bilden

Bieten Sie für die Kandidatinnen „Tandems“ oder „Patenschaften“ an: Erfahrene*r Rat/Rätin nimmt eine neue Kandidatin an die Hand. Vernetzen Sie Neu und Alt, die Frauen untereinander und alle frisch Kandidierenden. Am besten haben Sie einen Kurz-Leitfaden, was Kandidat*innen wissen müssen.

Vorbilder sichtbar machen

Es gibt zu wenige kommunalpolitische Vorbilder für Frauen. Organisieren Sie einen Austausch zwischen Amtsinhaberinnen oder anderen politischen Mandatsträgerinnen und den Kandidatinnen. Frauen wollen wissen, worauf sie sich einlassen.

Dr Hanne Weisensee