Mentoringprogramm „Bürgermeisterin werden!“
„Jedes Mal, wenn ich aus einem Workshop von Frauen aufs Podium komme, fühle ich mich bestärkt, kommunalpolitisch aktiv zu werden.“ Mit diesen Worten bringt Sabine Dimde auf den Punkt, was das Mentoringprogramm „Bürgermeisterin werden!“ von Frauen aufs Podium bewirken kann: Mut durch gemeinsames Handeln von Frauen. Sicher auch eine Professionalisierung von Fähigkeiten, um politische Verantwortung zu übernehmen.
Warum braucht es mehr Frauen in der Kommunalpolitik?
Vielfalt in der Politik bedeutet, dass unterschiedliche Lebensrealitäten und Erfahrungen auf die Agenda kommen und in Entscheidungen einfließen. Gerade in Zeiten, in denen populistische Strömungen an Stärke gewinnen und die politische Landschaft sich verändert, ist es essenziell, dass Frauen ihre Stimmen erheben und aktiv mitgestalten. Doch deutschlandweit sind nur 13 % der Bürgermeister:innen Frauen – in Sachsen sind es 10 %. Diese Zahlen zeigen, dass es längst überfällig ist, mehr Frauen in politische Führungspositionen zu bringen.
Mentoringprogramm: „Bürgermeisterin werden!“
Mit dem Mentoringprogramm „Bürgermeisterin werden!“ unterstützt der Verein Frauen, die trotz aller Hürden sagen: „Ich mach’s!“ oder vielleicht sogar „Jetzt erst recht!“.
Das Programm begleitet Frauen, die sich eine Kandidatur vorstellen können, bereits erste politische Erfahrungen gesammelt haben oder über einen Quereinstieg nachdenken. Es ist aber auch für Frauen, die nach Orientierung suchen oder generell ihre Kommune aktiv mitgestalten wollen – fernab von Parteipolitik. Wichtig ist es die eigene Botschaft mit Gestaltungsideen und der persönlichen Entwicklung zu verbinden.
Rückblick auf eine intensive Zeit
So standen am Anfang Schnuppertage bei Bürgermeister:innen in ganz Sachsen auf dem Programm. Denn keine Kommune und keine Bürgermeisterin ist wie die andere – genau deshalb ist es so wertvoll, verschiedene Kommunen kennenzulernen und unterschiedliche Amtsstile zu erleben.
Ein weiteres Kernstück des Programms war die Arbeit in Erfolgsteams. In diesen Kleingruppen unterstützten sich die Teilnehmerinnen gegenseitig und selbstorganisiert, tauschten Erfahrungen aus, besprachen Herausforderungen und entwickelten gemeinsam Lösungen. Dabei dienten Austauschabende mit ehemaligen Bürgermeister:innen als Reflexionsmöglichkeiten für die strategische Herangehensweisen an den Beruf der Bürgermeisterin.
Besonders wertvoll war die persönliche Begleitung durch Tandempartnerschaften mit Bürgermeister:innen, die ihre Erfahrungen teilten und konkrete Einblicke in den politischen Alltag gaben. Eine Mentee hospitierte eine Woche lang bei ihrer Bürgermeisterin. Eine andere Bürgermeisterin reiste in die Stadt ihrer Mentee, um mit ihr an einer Stadtratssitzung teilzunehmen – und im persönlichen Austausch wertvolle Tipps zu geben.
Besonders schön war in den letzten Monaten zu sehen, wie die Gruppe immer mehr zusammengewachsen ist und sich gegenseitig unterstützt. Sowohl die Mentees untereinander, aber auch im Austausch mit Bürgermeisterinnen. „Netzwerken und Zusammenhalt sind extrem wichtig, um sich weiterzuentwickeln und Vorbilder helfen ungemein“, so eine Teilnehmerin. „Das Wochenende mit den Bürgermeisterinnen hat mir gezeigt, dass man alles schaffen kann. Man muss nicht alles wissen und nicht sofort auf alles eine Antwort haben. „, so eine andere begeisterte Teilnehmerin.
In den letzten Monaten haben die angehenden Bürgermeisterinnen die vielfältigen Facetten des Amtes kennengelernt. In Online- und in Präsenzworkshops wurden Wahlprogramme entwickelt, ein souveräner Auftritt eingeübt und Strategien für den Umgang mit Kritik entwickelt. Dabei galt es besonders mit dem Faktor Frau sich selbstbewusst für Führungsherausforderungen zu wappnen. Eine Teilnehmerin fiel besonders bei einem Workshop durch ihre sehr präsente Körperhaltung auf. Auf Nachfrage, wie sie das erreicht habe, sagte sie: „Ich habe einfach die Übungen aus dem letzten Workshop konsequent verinnerlicht und angewendet.“
Viele der Mentees haben ihre politischen Botschaften nun klar vor Augen und bereits in interaktiven Formaten erprobt – ganz so, wie es in echten Interviews oder öffentlichen Auftritten der Fall wäre. Dabei sind sie nicht nur inhaltlich klarer geworden, sondern auch präsenter und nehmen ihren Raum ein. Denn was braucht es eigentlich, damit die persönliche Entwicklung mit mehr Leichtigkeit und Freude geschehen kann? Gute Methoden, erfahrene Expertinnen, die unterstützend zur Seite stehen und eine stärkende Gruppendynamik.
Zum Ende des Programms wird Katja Dietrich, Oberbürgermeisterin in Weißwasser, ihre ersten Erfahrungen im Amt in einer eigenen Schnupperstunde teilen. Sie war als Mentee im Programm und startet nun richtig durch!
Autorin: Friederike Fröhlich