Sport sei für den zarten Körper der Frau gesundheitsgefährdend, war die gängige Meinung der Ärzte noch vor 100 Jahren. Erschütterungen können zu Unfruchtbarkeit führen oder die Gebärmutter verschieben. Allgemein bestünde die Gefahr zur Vermännlichung. Höchstens aus gesundheitlichen Gründen war es Frauen erlaubt Turnübungen zu machen, unter strengen Regeln und Aufsicht versteht sich. Ansonsten reiche die Betätigung im Haushalt der Frau als Bewegung aus.

So war Sport lange Zeit eine reine „Männerangelegenheit“ – bei den ersten Olympischen Spielen 1896 in Athen durften Frauen nur jubeln anstatt sich selbst zu beteiligen. Das erste Mal dabei waren sie im Jahr 1900, in den Kategorien Golf und Tennis. Erst seit 2012 sind alle Sportarten auch für Frauen zugänglich.

Sexismus im Sport – auch heute noch

Bis heute allerdings kämpfen Frauen gegen Diskriminierungen wie unpraktische Sportkleidung, Unterbezahlung und für Akzeptanz. Dass Frauen weniger Bezahlung erhalten als Männer ist bekannt. Gerade im Fußball ist der Gender Pay Gap so hoch wie fast nirgendwo sonst. So betrug in Deutschland die Siegprämie der Europa Meisterschaft 60.000 Euro pro Spielerin. Immerhin wurde diese von 37.500 Euro angehoben. Die Siegprämie der Männer betrug jedoch 400.000 Euro pro Spieler. Ein gewaltiger Unterschied. Als Erklärung dient die Einschaltquote beim Männerfußball, die deutlich höher sei als die vom Frauenfußball.

Auch bei der Suche nach Sponsoren ziehen Frauen den Kürzeren. Viele Sponsoren zahlen weniger oder sind nur schwer zu interessieren. Die Tour de France ist jedem bekannt. Doch die wenigen Rennen mit Radlerinnen sind kaum in den Medien zu finden. Als Protestfahrt gegen die Diskriminierung von Frauen im Radsport und gegen die Abschaffung des „Grande Boucle Féminine“ – ein Etappenradrennen für Frauen, fuhren einige Frauen die Strecke der Tour de France vor den Männern ab. Bejubelt wurden sie von bereits wartenden Radsportfans. Seit 2022 gibt es nun die Tour de France Femmes.

Ungleiche Berichterstattung

Fußballstar werden, das ist wohl einer der gängigsten Wünsche von Jungs. Sie spielen auf dem Schulhof, üben Torschüsse wie Messi oder halten den Ball wie Neuer. Jeder kann einige Fußballer, bzw. Sportler beim Namen nennen. Bei den Frauen sieht es anders aus. Natürlich fallen auch hier einige Namen ein, jedoch meist nur von Sportlerinnen die bei Olympia waren. Denn dort ist die Berichterstattung etwas anders. Im alltäglichen Sport aber ist das wieder vorbei. Und wenn berichtet wird, ist es meist Hauptthema, dass es sich um eine Frau handelt. Mit Schlagzeilen wie „allein unter Männern“ oder „Die Löwenbändigerin“ wird nur gezeigt, dass es nicht normal ist als Frau im Sport Fuß zu fassen und beispielsweise als Trainerin oder Schiedsrichterin tätig zu sein. In solchen Machtpositionen sind Frauen nämlich noch immer sehr selten. Besonders wenn eine Frau als Trainerin für Männer zuständig ist. Leider keine Seltenheit sind anzügliche Bemerkungen vom eigenen Trainer oder Mannschaftsarzt im Frauensport. Viele Frauen haben gelernt einfach wegzuhören. Auch den männlichen Kollegen oder Zuschauern fehlt es oft an Respekt, sodass Aussagen wie „Mannsweib“, „die soll bei uns duschen“ oder weitere unangebrachte Kommentare über den Körper einer Frau fallen.

Der Kampf um Shorts

Auch aufgrund ihrer Kleidung werden Frauen sexualisiert. Besonders beim Beach Handball sind die Bekleidungsregeln sehr strikt. Während Männer in Tank Top und Shorts spielen, ähnelt die Bekleidung der Frauen eher Unterwäsche. Als die norwegische Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft 2021 als Protest längere Shorts trugen, mussten sie ein Bußgeld von 1500 Euro zahlen. Nur weil ihre Hosen angeblich zu lang waren. Nach Protesten wurde die Regel geändert. Nun ist es den Frauen auch erlaubt enge Shorts zu tragen.

Um Frauen im Sport weiter zu stärken gilt es die  Berichterstattung genau zu beobachten, diskriminierende Kleiderregeln und dem vorhanden Sexismus entgegen zu treten. Wir können die Begeisterung von Mädchen und junge Frauen stärken in dem wir bessere Angebote im Mannschaftssport anbieten – auch mit Angeboten die ausschließlich für Mädchen sind. Da Jungs oft durch ihr Konkurrenzverhalten abschrecken sind Mädchen manchmal einfach gerne unter sich. Frauenfußball hat in den letzen Jahren immer mehr an Beliebtheit  gewonnen und heute viele Fans. Hier gibt es wichtige Vorbilder, für heute und die kommenden Generation.

Autorin: Anja Jörn

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2024-02-12T17:21:21+01:00

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